Zirkusreifer Drahtseilakt im Kosmosviertel

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Am 25. Oktober liefen 15 Jugendliche und Erwachsene mitten im Kosmosviertel über ein Hochseil. Der Kinderzirkus Cabuwazi hat in vier Wochen den Jugendlichen das Seillaufen beigebracht, darunter auch Kindern aus der Geflüchtetenunterkunft Quittenweg. Mit ihrem Auftritt unter freiem Himmel ernteten sie großen Applaus.

Abrissbagger, die ein Haus zertrümmern, ziehen normalerweise alle Aufmerksamkeit auf sich. Nicht so am Nachmittag des 25. Oktober. Statt den Baggern beim Abriss der alten Kaiser's-Kaufhalle zuzusehen, blieben die Passant*innen nebenan auf der Wiese stehen und schauten den Nachwuchsartist*innen zu.

In sechs Metern Höhe gingen sie mit einer langen Balancierstange auf dem 20 Meter langem Seil hin und zurück. Die artistische Disziplin des „Funambule“ ist auch für Laien recht einfach zu erlernen, erfordert aber besonderen Mut: Auch wenn man über einen Körpergurt mit einer Sicherheitsleine verbunden ist und man deshalb nicht abstürzen kann, betritt in dieser Höhe niemand ohne mulmiges Gefühl ein so dünnes Seil.

Gräben überwinden in luftiger Höhe

Im Training werden Selbstbewusstsein, Körpergefühl und Konzentrationsfähigkeit geübt. Die Teilnehmer*innen begegnen ihren Ängsten und lernen sie zu überwinden – eine überwältigende Erfahrung, für jede*n Einzelne*n und in der Trainingsgruppe, die sich aus einheimischen und geflüchteten Menschen zusammensetzt.

Das Hochseillaufen drückt symbolisch das Überwinden von Gräben und Grenzen aus. Deshalb nennt Cabuwazi das Projekt „Connecting people“ (Menschen verbinden). Es soll ein Türöffner für mehr Kontakt und interkulturelle Verständigung sein und wurde aus dem Programm „Soziale Stadt“ gefördert. Cabuwazi hat dafür mit der belgischen Amateur-Zirkusschule „Centre Européen de Funambulisme“ und dem französischen Hochseilkünstler Denis Josselin zusammengearbeitet.

Zum Abschluss des Projekts zeigten auch die Profis ein paar Kabinettstückchen auf dem Seil. Und auch die jungen Nachwuchsseiltänzer waren so sicher auf dem Draht, dass niemand das Sicherungsseil benötigt hätte.

Foto: Jens Sethmann
Foto: Jens Sethmann