Kosmosviertel goes Abgeordnetenhaus

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Beim 9. Quartiersrätekongress im Berliner Abgeordnetenhaus kamen rund 300 Aktive aus allen Quartieren zusammen - erstmals auch aus dem Kosmosviertel.

Zum neunten Mal fand am 10. November der alljährliche Quartiersrätekongress im Berliner Abgeordnetenhaus statt. Alle Mitglieder der Quartiersräte und Aktionsfondsjurys aus den 34 Berliner Quartieren waren von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Zum ersten Mal dabei war ein Handvoll Quartiersrät*innen aus dem Kosmosviertel, die die Gelegenheit wahrnahmen, auf den Stühlen Platz zu nehmen, die sonst für die gewählten Volksvertreter reserviert sind.
„Wir werden in zwei Jahren das Jubiläum 20 Jahre Soziale Stadt feiern können“, sagte Lompscher, die zum ersten Mal Gastgeberin des Kongresses war. „Das Programm Soziale Stadt ist heute breit anerkannt. Ohne Ihr Engagement wäre das alles nicht möglich gewesen“, dankte die Senatorin den Quartiersrät*innen.

Kritische Zwischenbilanz zum Jubiläum


Das nahende Jubiläum soll auch Anlass sein, das Programm zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Schließlich ist Berlin heute in einer ganz anderen Situation als bei Einführung des Quartiersmanagements im Jahr 1999. „Berlin wächst“, so Lompscher. „Und wir wollen das Wachstum mit unserem gemeinsamen Wunsch nach Teilhabe so gestalten, dass alle Menschen in allen Teilen der Stadt gut und gerne leben wollen.“
In der anschließenden Diskussion hatten die Quartiersrät*innen jede Menge Verbesserungsvorschläge. So hat das Quartiersmanagement bisher keine Handhabe gegen das wachsende Problem der steigenden Mieten, die immer mehr Bewohner aus ihren Kiezen verdrängen.
Monika Müller vom Quartiersrat Mariannenplatz kritisierte, dass wichtige soziale Projekte maximal drei Jahre gefördert werden dürfen: „Die können sich nicht selbst tragen, und wir haben bei uns keine Millionäre oder Sponsoren. Wenn die Förderung zu Ende geht, ist das Projekt tot.“
Olaf Ackermann aus Marzahn-Nordwest stört der Aufwand bei der Beantragung und Abrechnung der Projekte: „Der Wust an Bürokratie hat so zugenommen, dass kleine Träger sich gar nicht mehr bewerben.“
Von der Kosmosviertel-Delegation ergriff Lutz Schmidt das Wort. Er beklagte, dass das Quartiersmanagement die Lücken bei der Verwaltung stopfen muss: „Die Grünflächenpflege klappt nicht, im Ordnungsamt sind nur sechs Leute und die Polizei ist demotiviert. Der Fisch stinkt vom Kopf her.“

Ungebrochener Bürgersinn


Bei aller Kritik ist es für die Quartiersrät*innen Ehrensache, dass sie sich für ihren Kiez engagieren. „Wenn man sieht, was man gemeinsam schafft, ist das eine tolle Sache“, sagte zum Beispiel Christian Hoffmann aus dem Gebiet Flughafenstraße.
Nach der angeregten Debatte brachte Michael Betzner-Brandt, der Erfinder des „Ich-kann-nicht-singen-Chors“, den Plenarsaal zum Singen. Katrin Lompscher, die sich eifrig Notizen gemacht hatte, fasste dann zusammen, was sie aus der Debatte mitnimmt, und bat anschließend alle, für das traditionelle Gruppenfoto zusammenzukommen.
Zum Abschluss gab es für die Quartiersrät*innen im Casino die Gelegenheit, sich am Buffet zu bedienen und mit Kolleg*innen aus den anderen Quartieren direkt auszutauschen.

Foto: Jens Sethmann
Foto: Jens Sethmann
Foto: Jens Sethmann
Senatorin Katrin Lompscher, Foto: Jens Sethmann