Beim Sommerfest zeigte sich der Kiez in seiner ganzen Vielfalt

| BENN

Beim traditionellen Spätsommerfest am 10.September schien halb Glienicke auf den Beinen zu sein. Zahlreiche Vereine, Initiativen und Gewerbetreibende präsentierten sich an diesem Sonntag den Besucher*innen, während auf der Bühne Musik- und Sportvorführungen für gute Laune sorgten.

Das Altglienicker Spätsommerfest wurde vom Wirtschaftsverband Altglienicker Unternehmer e.V. (WVAU) organisiert – und das bereits zum 16.Mal. „Eine Menge Arbeit“, seufzt der Vorsitzende Holger Seidel: „Vor allem weil wir jeden Tag zum Wettergott gebetet haben.“ Es hat sich gelohnt. Bei herrlichem Sonnenschein drängten sich  5-10 000 Besucher*innen – gezählt hat sie keiner – über die rund 50 Marktstände. Ein Großteil war entlang der Besenbinderstraße aufgebaut. Neben Kinderbüchern, Räucherfisch, Lampen und selbstgemachter Marmelade gab es verschiedene Mitmach-Aktionen. So konnte man mit der Jugendfeuerwehr Altglienicke probehalber ein (Papp)-Haus löschen.

Syrische Männer kochen Rezepte aus ihrer Heimat   

Zum ersten Mal mit dabei: das im April 2017 gestartete Integrationsprojekt BENN („Berlin entwickelt neue Nachbarschaften“). Zusammen mit den Trägern der vier Flüchtlingseinrichtungen im Quartier hatte man ein offenes Ohr für neugierige Fragen. Manche wollten beispielsweise wissen, was der Unterschied zwischen einer Notunterkunft und einer Gemeinschaftsunterkunft ist. Und während die Kinder Stoffbeutel mit dem Logo von BENN bedruckten, wurden ihren Eltern Flyer mitgegeben. „Es ging uns darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und bekannt zu machen, worum es uns geht“, erklärt Ishtar Al-Jabiri vom Team. Zusammen mit ihrer Kollegin Simone Liebel unterstützt sie das nachbarschaftliche Miteinander im Kosmosviertel und Umgebung. Erste Früchte dieser Arbeit konnte man in der Köpenicker Straße, nur ein paar Schritte vom Festtrubel entfernt, sehen. In einem Küchenstudio wurde von einigen jungen Männern eine syrische Kochvorführung geboten. „Der Inhaber hatte Interesse, sich zu engagieren und wir haben dann mit den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft im Quittenweg gesprochen“, sagt Ishtar Al-Jabiri. Schließlich wurde die Idee geboren, die Heimatküche vorzustellen. Kochen und Essen eignen sich bekanntlich bestens, um Hemmschwellen zu überwinden und neue Nachbarn kennenzulernen. Viele Besucher kamen herein und schauten den Hobbyköchen zu, wie sie mit Messer und Pfanne wirbelten. Einige fragten auch nach den Rezepten. Dass die meisten Syrer noch kaum Deutsch können, war dabei kein Problem. Notfalls kann man auch mit Händen und Füßen erklären, wieviele Tomaten man für das Gericht braucht. 

„Hochzufrieden“ zeigte sich der Veranstalter mit dem Ablauf des Traditionsfestes. „Wir haben sowohl von den Händlern als auch von den Besuchern nur positives Feedback bekommen“, sagt Holger Seidel.