Ehrenamtlich engagiert im Kiez: Evelin Lashöfer

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In unregelmäßigen Abständen wollen wir immer wieder mit kleinen Portraits ehrenamtlich Tätige aus dem Altglienicker Kiez vorstellen und damit auch deren Arbeit würdigen. Diesmal geht es um Evelin Lashöfer, die sich seit ihrem Zuzug in Altglienicke aktiv einbringt, zuletzt durch den Weihnachtsmarkt zum Mitsingen.

Vom Himmel hoch, da komm ich her, heißt es im alten Weihnachtslied. Dem Himmel etwas näher, ein kleines Stück zumindest, ist man bei einem Besuch von Evelyn Lashöfer. Sie wohnt weit oben im höchsten Wohnhaus Altglienickes. „Campanile“ nennt man den Turm im Kölner Viertel am Ehrenfelder Platz, auch wenn das italienische Wort, abgeleitet von „campana“, die Glocke, eigentlich für einen freistehenden Glockenturm steht. Glocken läuten von dort freilich nicht, doch Evelin Lashöfer, von Freunden kurz Evi genannt, ließ in den vergangenen Jahren immer wieder an jedem Sonnabend vor dem 1. Advent Glocken läuten in der Ladenpassage im Kosmosviertel, nämlich vom Band, wenn der Weihnachtsmarkt zum Mitsingen eröffnet wurde. Für diesen trug sie in den vergangenen vier Wochen als Ehrenamtliche Verantwortung.

Von Ostwestfalen über München nach Altglienicke
Evis Weg nach Altglienicke war ein längerer. Aufgewachsen ist sie in Gütersloh, jener Kreisstadt mit rund 100.000 Einwohnern in Ostwestfalen, die als Sitz von großen Firmen wie Bertelsmann und Miele bekannt ist, in jüngerer Zeit aber vielfach mit dem Corona-Ausbruch  rund um den Fleischereibetrieb Tönnies im  südwestlich gelegenen Nachbarort Rheda-Wiedenbrück in Verbindung gebracht wird. Dass die klassischen Klischees über die so sturen, dickschädeligen und kontaktscheuen Westfalen nicht der Wirklichkeit entsprechen, merkt man schnell bei ihrer herzlichen und freundlichen, vor allem immer auf Teamarbeit setzenden Art. Hier in Ostwestfalen hat Evi 40 Jahre ihres Lebens verbracht. Gearbeitet hat sie schließlich in Bielefeld beim örtlichen Hygieneinstitut im Bereich der Umweltanalytik. Wasser hat da Evi untersucht, aber Wasser soll nicht stehen, muss fließen und so dachte sie sich, mal etwas anderes für den Rest des Lebens zu machen. Sie studierte Chemie in Paderborn, mit Studierenden, die deutlich jünger waren und machte ihr Diplom. Dann ging es daran mit dem neuen Abschluss Bewerbungen zu schreiben, doch das verlief nicht wie gewünscht. Dann tat sich über Kontakte auf, an einem 14-tägigen Theaterworkshop in München teilzunehmen. Auf einer Bühne konnte sie sich da noch nicht vorstellen zu stehen, doch an Schauspielerei teilzuhaben, das machte ihr durchaus Spaß. Plötzlich hieß es, Evi, du hast Talent. Sie packte ihre Sachen in Ostwestfalen und zog nach München, besuchte dort die Schauspielschule. Die Kreativität, die Vorstellung, verrückte Ideen umzusetzen, ergriff sie. Sie erfuhr allerlei als Basiswissen über Mimik, Clownerie und Stücke schreiben. Bei der Schauspielerei lernte sie vieles über Empathie und sich in andere menschliche Rollen hineinzuversetzen. In München lernte Evi auch eine aus Berlin stammende Regisseurin kennen und entschied in die Stadt zu ziehen, die wie keine andere für Kreativität steht. Mit nach Berlin brachte sie dabei als Erfahrung, dass sie schon seit dem 28. Lebensjahr ehrenamtlich engagiert war, in ihrer Kirchengemeinde in der Kinderarbeit. Da hieß es schon vor der Schauspielschulzeit Kindermusicals auf die Bühne zu bringen mit biblisch angelegten Geschichten. Daher neben der Umweltchemie das frühe Interesse am Theater. In Berlin landete sie in Altglienicke im Kölner Viertel, zunächst noch in einer anderen Wohnung in der Ehrenfelder Straße, dann ab 2016 nur ein kleines Stückchen weiter in dem besagten Campanile.

In Altglienicke von Beginn an ehrenamtlich aktiv
Die Arbeitssuche in der neuen Heimat Berlin verlief nicht so erfolgreich wie gedacht. Das schuf zusätzlichen Raum für weiteres ehrenamtliches Engagement im neuen Kiez, denn Zuhause sitzen war nicht ihres. So engagierte sie sich mit Gleichtickenden wie Joshua Lang und das Ehepaar Haferkorn im damals neuen Infopunkt im Bürgerhaus Altglienicke. Hier ging es darum, einen Anlaufpunkt für die Menschen im Kosmosviertel zu schaffen, mit Nachbarschaftstreff, wöchentliches Info-Café sowie Beratungen zu verschiedenen Verbraucherthemen. Viele Ideen sprudelten hier aus der Teamarbeit heraus. Eines Tages saß Evi in ihrer Wohnung und hörte in den Nachrichten vom Weihnachtssingen beim 1. FC Union im Stadion An der Alten Försterei. Das fand sie cool, dass 25.000 Menschen sich in Köpenick zusammenfinden, um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen, es unterdessen auch andere Vereine in Deutschland gab, welche die Idee aufgriffen. Warum also nicht mal auch in Altglienicke, wo es für das Weihnachtssingen bei Union schon Wochen vorher keine Tickets mehr gab?

Weihnachtsmarkt zum Mitsingen mit einem immer größeren Team
So nahm 2016 im Kosmosviertel der Weihnachtsmarkt zum Mitsingen seinen Lauf. Mit zu dessen Realisierung trug bei, dass dort im Wohngebiet das Quartiersmanagement neu eingerichtet wurde. Schnell war klar, dass auch eine solche Veranstaltung nicht ganz ohne Gelder geht, etwa für den Druck von Liederheften. Das QM-Team half beratend und letztlich konnte über den dort ansässigen Aktionsfonds ein finanzieller Obolus beigesteuert werden. Das erste Weihnachtssingen fand noch ohne Bühne statt. Alternativ wurde für den kleinen Begleitchor eines der Hochbeete in der Ladenpassage genutzt. Kurz zuvor erwies sich noch als Hürde, dass dieses voll mit Hundekot war, also machte sich Evi heran, dieses zu reinigen. Half aber nichts, doch etwas zu übersehen und die Chorleiterin eine der „Tretminen“ erwischte. Evi war das äußerst unangenehm. Die Frage stand im Raum, ob man das Ganze noch einmal durchführt, doch dann tat sich auf, dass der Kiezladen WaMa eröffnete und über QM-Mittel eine kleine Bühne angeschafft wurde. So konnte alles in diesem Zuge noch professioneller werden. Neben dem Gemischten Chor Berlin-Altglienicke kam noch der Chor der Pegasus-Grundschule hinzu. Marktstände bereicherten das Angebot. Der Weihnachtsmarkt im Kosmosviertel kam bei immer mehr an und letztlich entwickelte sich ein Team von 34 Personen, die an Planung und Durchführung mitwirkten. Eine Teamarbeit, die Evi Spaß machte, auch wenn gerade die letzten Tage immer mit viel Hektik verbunden waren. Am Ende konnte sie sich in ihrer ehrenamtlichen Arbeit erfreuen, dass man einen erfolgreichen Tag zuende gebracht hatte, an dem sich viele erfreuten. Bei der sich zunehmend entwickelnden Professionalität konnte sie gut ihre Erfahrung aus der Schauspielschule hereinbringen. So wurde damit das Ganze gut funktioniert alles minutiös geplant, wie halt die Regie eines Schauspielstückes.

Ein Bekenntnis zu Altglienicke
An Altglienicke schätzt sie die besondere Lage. Man könne in einer halben Stunde am Alexanderplatz sein, hier am Stadtrand ist man aber auch ganz nah am Grünen, an den Seen und dem brandenburgischen Umland. Es vereint vieles, was man dadurch haben kann, das Ruhige wie in ihrer ostwestfälischen Heimat mit den Vorzügen einer Metropole. Berlin sei für sie eine bunte, kreative Stadt, in der es prickelt. Natürlich muss man, wenn man hier draußen wohnt und etwas Spezielles kaufen will, abwägen, ob man hineinfährt oder etwas online bestellt, da es manches vor Ort nicht gibt, während es in Gütersloh ein kurzer Weg ins Ortszentrum war. Besonders liebt sie ihre schöne Wohnung in dem höchsten Haus Altglienickes. Man hat vom Balkon eine prächtige Aussicht über Altglienicke und benachbarte Ortsteile, wie man bei dem Besuch bei ihr auch nur bestätigen kann.
Wie schätzt sie die Zukunft ein? Als nun frischgebackene Rentnerin hat ihr das bisherige ehrenamtliche Engagement viel Mut gemacht. Man habe gesehen, wie eine Handvoll Leute etwas auf die Beine stellen und dazu beitragen kann, dass eine zuvor oft eher negative Stimmung im Kosmosviertel sich umkehre. Durch das Quartiersmanagement entwickele sich vieles und es kamen immer neue Leute hinzu, denen die Mitarbeit ebenso Freude macht. Die Aufgabe des QM-Teams ist nicht alles zu organisieren, sondern Ideen aus der Anwohnerschaft durch Hilfestellungen zum Laufen zu bringen, bis sich durch eine wachsende Anzahl von ehrenamtlich Beteiligten das eine oder andere verstetigt und eigenständig läuft. Auch beim Weihnachtsmarkt habe sich ein immer größeres Team entwickelt, welches gemeinsam Herzblut und auch immer wieder neue Ideen einbringt. Gewisse Routinen vereinfachten über die Jahre Dinge, da man nun auch wusste, was man alles benötige und wo man etwa erforderliche finanzielle Mittel beantragen könne. Daher sieht Evi die allgemeinen Perspektiven für den eigenen Kiez positiv. Man sieht sich innerhalb der Anwohnerschaft immer weniger als Opfer der Gegebenheiten, sondern dass man sich aktiv für ein lebenswerteres Umfeld einbringen kann. Auch das mache ihr am Ehrenamt großen Spaß. Und sie habe bereits schon wieder neue Ideen auch jenseits des Weihnachtsmarktes.

Foto: Privat
Foto: Joachim Schmidt