Graffiti-Workshop sorgt für schönere Hauseingänge

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In den letzten Wochen wurden im Rahmen eines Graffiti-Projekts des Trägers der mobilen Jugendarbeit Outreach entlang der Ortolfstraße acht Hauseingänge künstlerisch neugestaltet.

Die Hauseingänge der noch unsanierten Gebäude entlang der Ortolfstraße waren vereinzelt nicht mehr ganz ansehnlich. Bei den nicht mehr genutzten Müllhäusern rechts von der Eingangstür blätterte vereinzelt die Farbe ab. Hier und da wurden über die Jahre Graffiti Tags hinterlassen. Daher stellte sich die Frage, ob man das Ganze etwas anders gestalten kann. Es sollte etwas farbenfroher und jeder Eingang neben der relativ kleinen Hausnummer etwas individuell erkennbarer werden.

Die Mobile Jugendarbeit im Kosmosviertel von Outreach entwickelte daher ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen im Kiez, bei dem sie zusammen mit Graffiti-Künstler die Eingangsbereiche mit Bildern neugestalten sollten.
Natürlich wurden dafür erstmal Gespräche mit der Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH als Eigentümer geführt. Im weiteren wurde der direkte Kontakt zur jeweiligen Mieterschaft gesucht. Für jeden Hauseingang wurden die dort Wohnenden eingeladen, ob das Vorhaben auf Akzeptanz stößt und was sie sich dort bildlich vorstellen können. Die Resonanz war dabei außerordentlich gut und es kamen viele Vorschläge zusammen. Nicht nur „Kosmisches“, auch Comic-Figuren waren ein häufiger Wunsch.

Die erforderliche Finanzierung des ganzen Projekts in Kooperation mit Stadt und Land kam über Bezirksamt und Senat aus den Programmen „Sauberkeit und Sicherheit in Großsiedlungen“ und „Gewaltprävention und Sicherheit mit Fokus Jugend“ zustande. Das anzugehende Projekt war in zwei Schritte aufgeteilt, die Gestaltung von acht Hauseingängen sowie das Bemalen einer größeren Fassade. Eigentlich sollte das Vorhaben bereits im Sommer starten, aber es gab Verzögerungen durch ausstehende Genehmigungen. Daher ging es erst im September los.

Wie lief das Projekt ab?

Den Auftakt bildete ein Graffiti-Workshop im Jugendklub Base24, wo Kinder und Jugendliche unter professioneller Anleitung erlernen konnten, wie man richtig sprüht, wie man ein künstlerisches Motiv gestaltet, welche gesetzlichen Regeln zu beachten sind und einiges mehr. Viermal kam man dabei mit auf maximal zehn Personen begrenzten Gruppen zusammen. Daneben gab es den Dialog mit der betroffenen Mieterschaft, die immer über alle einzelnen Schritte informiert wurden. Es wurden so beispielweise Skizzen der geplanten Bilder erstellt.

Richtig ans Werk ging es vor allem im Oktober. Erst waren die Hauseingänge gegenüber vom Bürgerhaus Altglienicke dran, dann die in Richtung Siriusstraße. In einem ersten Schritt wurde abblätternde Farbe abgeschliffen, vor allem an den Türen zu den früheren Müllhäusern, und diese durch Jugendliche neu lackiert. Für diese Grundarbeit am Haus konnten sich die beteiligten Jugendliche sogar - neben dem Einsatz etwas am Kiez mitzugestalten - auch etwas Taschengeld dazu verdienen. Dann ging es seitens der Graffiti-Künstler zusammen mit den Kindern und Jugendlichen an die Umsetzung der Bilder. Zudem wurden verbunden mit Patenschaften einzelne der Fliesen an der Wand neben der Tür bunt lackiert. Gearbeitet wurde an mehreren Wochentagen nachmittags ab 15 Uhr.

Einige Anwohnende schauten dabei immer wieder vorbei, wie es bei ihnen voran geht. Dabei ergaben sich regelmäßig generationsübergreifende Gespräche. Sogar von noch anstehenden Nachbarhäusern gab es welche, die fragten, wann es bei ihnen weitergehe. Es gab viele lobende Worte aus der Mieterschaft, auch positive Rückmeldungen nach der Fertigstellung. Natürlich gab es auch wenige ältere, die anzweifelten, dass die neuen Kunstwerke nicht lange ohne neue Verunzierungen wie in der Vergangenheit bleiben – auch wenn es in der Graffitiszene einen Codex gibt, keine Tags auf Graffitibilder anderer zu hinterlassen.

Am 30. Oktober wurde an der Ortolfstraße 200 der (vorerst) letzte Hauseingang neugestaltet. Wer jetzt an den acht Häusern vorbeizieht, sieht vorne farbenfrohe Bilder. Alles grundlegend verschiedene Motive, was auch so gewünscht war. Man erkennt beispielweise den Saturn, Spiderman, Spongebob, eine Naturlandschaft, ein Einhorn auf einer Schildkröte und an dem Haus, wo eine Zahnarztpraxis drin ist, passenderweise eine angedeutete Zahnbehandlung. Eine schöne Zugabe ist, dass links vom Hauseingang sich an jedem der früheren Müllhäuser größer aufgesprüht die jeweilige Hausnummer befindet. Das macht das Auffinden von Hausnummern noch einfacher. Durch die Zahlen und durch das individuelle Bild. Ich wohne da an dem Haus mit Spiderman, kann es ab sofort heißen.

Der zweite Teil des Graffiti-Projekts kann hingegen erst im November stattfinden. Dabei geht es über die Gestaltung einer Hauswand über mehrere Etagen hinweg. Das setzt eine Hebebühne voraus. Mehrere Standorte wurden geprüft. Der über der geschlossenen Bahamas-Bar erwies sich als schwierig, weil da die Statik des Ladendaches zu beachten ist. Es läuft auf eine Wand in Nähe des Satellitenplatzes hinaus. Das Problem war bisher, dass es schwer ist eine Firma für die Hebebühne zu finden. Viele Aufträge, wenig Personal, Altglienicke sehr weit draußen, hieß es. Man sei aber hoffungsvoll, dass es nun im November an die Umsetzung gehen könne. Nur das Wetter kann noch ein Strich durch die Rechnung machen, wenn es zu kalt und feucht wird. Die Mittel sind auf dieses Jahr begrenzt.

Insgesamt 30 Kinder und Jugendliche hatten sich bisher an dem Graffiti-Projekt beteiligt und konnten somit einen eigenen Beitrag für ihren Kiez und damit letztlich das Wohlfühlen im Kosmosviertel leisten. Denn wer im Umfeld was aktiv mitgestaltet hat, entwickelt auch einen anderen Umgang, dass es so erhalten bleibt.

Das Projekt wird mit Mitteln der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Programm „Sauberkeit und Sicherheitsempfinden in Großsiedlungen“ von der Sozialraumorientierten Planungskoordination (OE SPK) des Bezirksamtes Treptow-Köpenick gefördert und in enger Kooperation mit dem landeseigenen Wohnungsunternehmen STADT UND LAND durchgeführt.

Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
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