Alte Kabeltrommel wurde Sitzecke von und für junge Menschen im Kiez

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Ein neues Sitzmobiliar als Treff für junge Menschen im Kosmosviertel entstand im Rahmen eines Projekts der Manege gGmbH - bestehend aus einer alten Kabeltrommel mitsamt einigen Boxen, auf denen man Sitzen und Trommeln kann. Was steckt dahinter?

Die Manege gGmbH im Kosmosviertel bietet seit gut fünf Jahren als Träger der Jugendhilfe in der Schönefelder Chaussee 241 (Ladenpassage) vielfältig nutzbare Räume für Begegnung, Beratung und Angebote in der Zielgruppe 16 bis 25 Jahre. Kürzlich konnte hier wieder ein neues Projekt zum Abschluss gebracht werden, dessen Arbeitstitel "Gestalte deinen Kiez“ lautet.

Gefördert wurde es im Rahmen eines seit 2022 bei der Senatsverwaltung angesiedelten Landesprogramms „Sauberkeit und Sicherheitsempfinden in Großsiedlungen“. Ziel des Programms ist die Wohnzufriedenheit in einigen ausgewählten Berliner Großsiedlungen wie das Kosmosviertel zu erhöhen. Dabei soll unter Einbeziehung der Menschen vor Ort die gemeinschaftliche und nachhaltige Nutzung öffentlicher und halböffentlicher Räume gestärkt werden. In Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Treptow-Köpenick und dem Quartiersmanagement Kosmosviertel wurden Träger gesucht, die im Wohngebiet konkrete Ideen umsetzen wollten. Ein Fokus lag hierbei auf die Beteiligung junger Menschen. Am Ende wurden im Rahmen dessen im Jahr 2024 zwei Projekte in Realisierung gebracht, ein Graffiti-Projekt an Hauseingängen seitens der mobilen Jugendarbeit von Outreach sowie die Schaffung von neuen Stadtmöbeln für junge Menschen durch den Träger Manege gGmbH.

Im September 2024 war für letzteres der Auftakt. Es ging darum, dass junge Menschen im Kiez gerne eigene Treffpunkte draußen haben, wo sie miteinander Freizeit verbringen können, ohne Angst haben zu müssen, von Älteren verdrängt zu werden. Zwar seien im Zuge der Neugestaltung des Grünzuges allerlei neue Bänke entstanden, aber dem Projekt zugrunde liegen sollte, sich ein eigenes Sitzmobiliar nach individuellen Vorstellungen zu bauen. So gab es seitens der Manege gGmbH einen Aufruf an junge Menschen im Kiez. Dem folgte für alle Interessierten eine erste Auftaktveranstaltung, wo Ideen gesammelt wurden. Ein wichtiger Gedanke war nachhaltig mit Materialien zu arbeiten, also etwas zu nutzen, was eigentlich zum Wegwerfen zu schade ist. Es schloss sich mit den beteiligten jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren ein gemeinsamer Besuch in der Lagerhalle am Hauptstandort der Manege gGmbH in Marzahn an. Dort geriet der Fokus auf eine alte Kabeltrommel.
Die sollte es dann sein, aus dem man etwas neues zaubern wollte.

In mehreren Treffen wurde die Kabeltrommel bearbeitet, abgeschliffen, mit Epoxidharz versiegelt und in einen großen rollbaren Tisch verwandelt. Hinzu kamen ringsherum gruppiert mehrere bewegliche Boxen, welche nicht nur als Sitzmöglichkeit dienen, sondern gleichzeitig an der Seite als Trommel dienen, mit denen man Musik machen kann. Diese Boxen wurden mit Motiven besprüht, die typisch zum Kosmosviertel passen, wie Planeten und Sterne. Die eine Seite der Kabeltrommel ist eine Tischplatte, an der sich einfach Chillen lässt, aber auch beispielweise Gesellschaftsspiele möglich sind. Das Werk entstand innerhalb von drei Monaten in neun von der Jugendsozialarbeit der Manege gGmbH begleiteten größeren Treffen, daneben einige kleinere. Unterstützt wurde das Ganze fachlich und arbeitsgerätetechnisch von der Manege Firma, die eine Werkstatt in Marzahn unterhält, wo junge Menschen handwerkliche Tätigkeiten erlernen können.

Wichtig erschien innerhalb des Projekts aber auch, dass nicht nur in einer Werkstatt, sondern möglichst viel vor Ort im Kosmosviertel gearbeitet wird. So geschahen rasch allerlei Arbeitsschritte direkt vor dem Laden der Manege, was auch den positiven Effekt hatte, dass die Nachbarschaft im Kiez daran Anteil nehmen konnte. So entstanden viele nette Gespräche zwischen den jungen Menschen und anderen im Kiez wohnenden, die sich interessiert zeigten, was hier gerade entsteht.
Insgesamt waren acht junge Menschen dauerhaft an der Umsetzung des Projekts beteiligt. Daneben weitere partiell. Es galt immer Termine zu finden, wo möglichst alle können, aber auch auf einzelne wurde mit Sondertermine Rücksicht genommen. Beim letzten Weihnachtsmarkt im Kosmosviertel konnte erstmals das neue Mobiliar in größerer Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Sitzgruppe steht aktuell zumeist im Eingangsbereich des Manege-Ladens und findet bereits jetzt immer wieder guten Zuspruch der Besucherschaft. Wenn nun die Temperaturen schöner werden, und natürlich im nahen Sommer, wird die Trommel immer herausgerollt und als Treffpunkt für junge Menschen vor der Manege aufgebaut. Auch bei den vielfältigen Festen im Kosmosviertel wird sie als Sitzmöglichkeit integriert. Leider sei es aus verschiedenen Gründen nicht möglich diese dauerhaft aufzustellen, sondern sie muss abends immer wieder rein. Trotz alledem wird sie aber von jungen Menschen gut angenommen.

Letztlich verbinden sich mit dem Projekt allerlei positive Effekte. Junge Menschen konnten sich einen eigenen Treffpunkt nach ihren kreativen Vorstellungen schaffen, mit dem sie sich dadurch auch viel mehr identifizieren, als wenn da einfach etwas von anderen hingestellt wird. Sie erlernten etwas handwerklich zu gestalten und gemeinsam in mehreren Arbeitsschritten umzusetzen. Durch die offene Arbeit vor der Manege konnten ältere aus der Nachbarschaft an dem Projekt Anteil nehmen, dass auch junge Menschen etwas im Kiez mitgestalten. Mit den sich immer wieder ergebenden kommunikativen Begegnungen wurde der intergenerative Dialog vorangetrieben.

Foto: Manege gGmbH
Foto: Manege gGmbH
Foto: Manege gGmbH
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
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