Günstiger Solarstrom für das Kosmosviertel

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Am 23. April gab es im Kiezladen WaMa eine Informationsveranstaltung zum Thema Balkonkraftwerke. Das Interesse war groß.

Balkonkraftwerke sind aktuell in aller Munde. Ausgehend vom letzten Kiezgespräch zu bezahlbarem Wohnen und dem nachfolgenden Wärmespaziergang durch das Kosmosviertel wurde für den 23. April dazu vom Quartiersmanagement zu einer gut besuchten Informationsveranstaltung gemeinsam mit dem Verein PlanB 2030 e.V. und der Wohnbauten-Gesellschaft STADT UND LAND in den Kiezladen WaMa eingeladen. Es ging darum, wie man auf recht einfache Weise mit Solarenergie seine Stromkosten in der Wohnung senken und zugleich einen Beitrag zur CO2-Reduzierung und Energiewende leisten kann.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke?

Bei Balkonkraftwerken handelt es sich um eine kleine Photovoltaikanlage zur Erzeugung von elektrischem Strom. Diese besteht aus einem oder aus mehreren Solarmodulen, einem Wechselrichter, einer Niederspannungs-Anschlussleitung und einem Stecker zur Verbindung mit dem Endstromkreis im Netz eines Letztverbrauchers. Der durch Sonneneinstrahlung erzeugte Strom kann sofort genutzt werden, ungenutzte Elektrizität fließt vom Anschluss des Verbrauchers unvergütet in das öffentliche Netz. Die erforderlichen Geräte sind mittlerweile sehr preiswert geworden und für wenige hundert Euro im Baumarkt, in einigen Supermärkten oder online erhältlich. Mit einer Leistung von bis zu 800 Watt (W) dürfen sie sogar durch Laien installiert werden. Oft amortisieren sich die gesamten Anschaffungskosten schon nach drei Jahren.

Zu Beginn der Infoveranstaltung stellte Tim Gauss als Vorstandsmitglied kurz seinen Verein Plan B 2030 e.V. vor. Dieser entstand Anfang 2023 als gemeinnützige Organisation aus einem Netzwerk verschiedener Berliner Organisationen, die sich für ein zeitnahes klimaneutrales Berlin engagieren. Dazu zählt auch für eine flächendeckende Verbreitung von Balkonkraftwerken zu werben, mit der in jeder Wohnung sich die Stromkosten um bis zu 25 Prozent senken lassen. Das Projekt nennt sich “Solar Power to the People”. Deutschlandweit sind Balkonkraftwerke voll im Trend. Wurden im Jahr 2021 lediglich 17.116 Mini-Solaranlagen in Betrieb genommen, waren es schon ein Jahr später 90.694. Im Jahr 2023 verdreifachte sich das auf 275.747 und im vergangenen Jahr gab es 431.811 Neueinrichtungen. Eine Folge dessen, dass diese Anlagen auch staatlich befördert wurden und die Anschaffungspreise massiv sanken. Um 90 Prozent in den letzten 15 Jahren. In Berlin sind derzeit 15.000 Steckersolargeräte, wie es amtlich heißt, registriert. Die Verbreitung ist vor allem in städtischen Außenbereichen, und hierbei in Pankow sowie Treptow-Köpenick, groß.

Was bringt das finanziell?

Eine Grundfrage ist erst einmal, lohnt sich das für meinen Balkon? Habe ich ausreichend Sonneneinstrahlung? Und wie viel Geld kann ich sparen? Dazu gibt es vom Verein eine KI-gestützte App, wo man binnen drei Minuten mit der Handykamera erfassen kann, ob auf dem eigenen Balkon genug Sonne scheint und wie viel Strom sich erzeugen und damit wie viel Geld sich jedes Jahr sparen lässt. Dazu geht man auf https://planb.balkonsonne.app/?cb_vid=3211.
Die Stadt Berlin fördert die Schaffung von Balkonkraftwerken mit bis zu 250 Euro pro Wohnung. Das sind bis zu 75 Prozent der Anschaffungskosten. Dazu gibt es im Internet Informationen und Formulare unter https://www.ibb-business-team.de/steckersolargeraete/. Das Ausfüllen nimmt etwa 20 Minuten in Anspruch. Wenn man dann die Rechnung des gekauften Solar-Panels vorzuliegen hat, bekommt man die entsprechende Erstattung.

Was ist zu beachten?

Beim Kauf ist zwischen starren und flexiblen Solar-Panel zu unterscheiden. Starre Panels aus Glas haben meist schwarze oder metallische Rahmen aus Aluminium und wiegen etwa 20 Kilogramm. Sie sind sehr steif und lassen sich daher in jeder Neigung montieren, ohne durchzuhängen bzw. bauchig zu werden. Flexible Panels haben nur etwa ein Viertel des Gewichtes von Glasmodulen und sind somit leichter zu montieren. Ihnen wird aber eine etwas niedrigere Effizienz und Lebensdauer nachgesagt. Auch für alle, die keinen Balkon oder ähnliches haben, gibt es eine Lösung eines Herstellers aus Berlin. Der Hersteller “Fensterkraftwerk” bietet -wenn auch natürlich mit weniger Stromertrag- Kits mit mehreren kleinen, meist schmalen Solar-Modulen an, die man an Fensterbänke und Außenrahmen der Fenster anbringen kann. Die Einspeisung des gewonnenen Stroms in das eigene Netz erfolgt dann über eine herkömmliche Steckdose.

Wer sich selber nicht zutraut, ein Balkonkraftwerk zu installieren, kann beim Verein nach technikaffinen ehrenamtlichen Freiwilligen anfragen, die helfen. Der Verein arbeitet auch mit regionalen Partnerhändlern zusammen. Dort sind gemeinsame Bestellungen für Solarmodule möglich, auch nach individuellen Absprachen mit der Nachbarschaft im Haus, so dass Rabatte in Anspruch genommen werden können. Die sind zu finden unter https://planb2030.org/bkw-kaufen?cb_vid=3211.

Die Funktionsweise eines solchen Kraftwerks ist Strom in Zeiten von Sonneneinstrahlung zu produzieren, also tagsüber. Die höchsten Stromverbräuche in einem Haushalt sind natürlich zumeist morgens und abends, weil dazwischen die meisten auf Arbeit sind. Daher empfiehlt es sich etwa mit Zeitschaltuhren Verbräuche in die Tageszeiten zu legen, die dann direkt von der Solarenergie versorgt werden. Über die Leistung hinaus nicht verbrauchter Strom fließt nämlich ohne Vergütung ins allgemeine Netz des Betreibers. Allerdings gibt es unterdessen auch Speicher, die nicht verbrauchte Energie auffangen und in den Spitzenverbrauchszeiten ohne Sonne nutzbar machen. Das Problem ist nur, dass diese momentan noch recht teuer sind mit Preisen ab 600 Euro. Sie lohnen sich nur, wenn man von einer besonders hohen Stromerzeugung ausgehen kann. PlanB 2030-Vertreter Tim Gauss empfiehlt bei der Überlegung einen Speicher anzuschaffen, noch etwas zu warten, denn auch hier werden in den nächsten Jahren die Anschaffungspreise weiter fallen.

Gauss informiert auch über die aktuelle Rechtslage. Hier habe die Bundesregierung im vergangenen Jahr vielfache juristische Änderungen eingeführt, die für die Mieterschaft den Einbau von Balkonkraftwerken vereinfacht. Im April 2024 wurde ein Solarpaket 1 beschlossen, das ein halbes Jahr später in ein Wohnungseigentümergesetz mündete. Für die Mieterschaft gibt es ein privilegiertes Recht auf ein Balkonkraftwerk gegenüber den Interessen der Wohnungseigentümerschaft. Die Installation ist vermieterseitig nicht mehr zu verweigern, auch wenn ein Mitspracherecht über das Wie bleibt.
Entfallen ist mit dem Solarpaket die Pflicht ein Balkonkraftwerk beim Netzbetreiber genehmigen lassen zu müssen. Der im Haushalt gebräuchliche Schuko-Stecker wurde beim Anschließen zum technischen Maßstab. Es wurde möglich mit einem Wechselrichter auf Maximum 800 Watt bis zu 2.000 Wattpeak im Haushalt erzeugen zu dürfen. Zudem erlaubte man gesetzlich bis zum Austausch durch den Netzbetreiber zu digitalen Geräten den rückwärts laufenden Zähler. Ebenso habe der Verband der Elektrotechnik (VDE) einheitliche Produktnormen für die technischen Anforderungen an ein Balkonkraftwerk erarbeitet.

Bei der Montage der Solar-Panels sind natürlich einige Dinge zu beachten. Sie müssen außen am Balkon so befestigt sein, dass sie auch bei Stürmen nicht herunterfallen und für unterhalb der Balkone laufende Menschen lebensgefährlich werden können. Es gibt hierzu Modelle, die sich mit fest eingebauten Halterungen an der oberen Balkonbrüstung anklemmen lassen, auch etwa für Balkone an Plattenbauten (Modell „Beton-Balkon“). An diesem Punkt kamen dann auch die anwesenden Vertreterinnen der Wohnbauten-Gesellschaft STADT UND LAND. Diese erklärten als einer der ersten Berliner Vermietungsgesellschaften eine Ausarbeitung für die Installation von Balkonkraftwerken an ihren Mietobjekten erarbeitet zu haben.

Dabei ist von STADT UND LAND unter anderem zu erfahren, dass bei der Anbringung von Solar-Panels an den Balkonen keine Löcher gebohrt werden dürfen. Sie müssen anderweitig befestigt werden, etwa durch Klemmen.  Hier geht die Infoveranstaltung auch in eine Diskussion mit den Anwesenden über. Es wird festgestellt, dass viele der Balkone im Kosmosviertel über keine Außensteckdose verfügen, die auch nicht ohne weiteres gelegt werden könne. Bei den bestehenden müsse beachtet werden, dass diese so mit den Steckeranschlüssen genutzt werden, dass keine Gefahr bei Feuchtigkeit entstehe. Wenn der Anschluss vom Solar-Panel an eine Steckdose im Inneren der Wohnung erfolgt, hat die Verkabelung ebenso ohne Bohrungen zu erfolgen. Dazu gebe es aber besonders flache Kabel, die unter der Tür durchpassen. STADT UND LAND bietet an, beratend zur Verfügung zu stehen. Für jedes Balkonkraftwerk ist ihr gegenüber eine Haftpflichtversicherung nachzuweisen, die mögliche Schäden abdeckt, falls etwas herunterfällt oder anderweitige Schäden entstehen.

Gemeinsame Lösungen?

Von einigen Anwesenden wurde kritisch in der Diskussion eingeworfen, dass es vom Stadtbild vielleicht nicht optimal sei, wenn in den einzelnen Häusern alle ihre individuellen Solarpanels an den Balkonen befestigen, wie damals als die Satellitenschüsseln aufkamen. Rechtlich ist das mit den Gesetzgebungen aus dem letzten Jahr möglich geworden. Daher gab es die Frage an STADT UND LAND, ob man nicht auf den Dächern der Häuser gemeinsam genutzte Solar-Panels anbringen könne. Hier gab es die Antwort, dass solches schon mal geprüft wurde, aber die Statik nicht ausreiche. Es wird von Anwesenden eingeworfen, dass es mittlerweile auch leichtere Module gebe.

Zum Abschluss stellte Peter Schmidt von der Initiative Mieterprotest Kosmosviertel noch Projekte vor, die es in Berlin bereits gebe, wo bei vergleichbaren Plattenbauten Solar-Panels installiert wurden. Dieses geschah über die Berliner Stadtwerke, die das Dach anmieteten und entsprechend auf eigene Kosten umbauten, dass es solche Module trug, wo die Mieterschaft darunter schließlich von vergünstigtem Solarstrom profitieren konnte. Er empfahl sich innerhalb von Hausgemeinschaften zusammenzutun und dazu weiter das Gespräch mit STADT UND LAND zu suchen, ob man nicht zu derartigen Lösungen kommen könne. Informationen dazu gibt es auf der Internetseite https://berlinerstadtwerke.de/mieterstrom.

Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
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