Farbe bekannt – Graffiti-Kunstwerke im Kosmoskiez

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Im November wurde es bunt im Kosmosviertel. 70 Kids aus dem Kiez sprayten phantasievolle Graffitis auf die tristen grauen Betonelementen längs des Grünzugs.

Profimäßig ausgerüstet mit Staubmaske schritten die Zehn- bis Fünfzehnjährigen mehrere Tage lang zur Tat und sprayten hochkonzentriert und mit großer Ausdauer ihre bunten Motive auf die 29 Stelen. Nun schwimmt mitten im Kosmosviertel ein knalloranger Fisch im  türkisblauen Wasser, grinsende Cupcakes grüßen die Vorbeilaufenden, eine rosafarbene Ghetto-Queen mampft vergnügt einen Keks und Teufelsherzen strecken allen die Zunge raus. Auch das Kosmosviertel selbst wurde verewigt: Eine verschachtelte blaugetönte Stadtlandschaft wird von einem abstrakten Gewirr in Rot-Schwarz beinahe gesprengt, ein kleines hinzugefügtes rotes Herz aber stimmt versöhnlich.

Insgesamt dauerte die Umsetzung der Sprayaktion drei bis vier Wochen, in denen die Kids an einem Graffiti-Workshop teilnahmen. Sie beschäftigten sich vorab grundlegend damit, welche Bilder sie veröffentlichen wollten, Skizzen für Comic-Motive wurden vorbereitet und Kreativ-Entwürfe eingereicht. „Wir hatten einen richtigen Graffiti-Unterricht“, erklärt Hannes Höhlig, der den Workshop leitete und selbst Graffiti-Künstler ist. 

Richtig gut für ihr Alter

In die gesamte Aktion waren Kinder und Jugendliche aus dem Club 24, die Grundschule Am Pegasuseck, Bewohner*innen aus der Quitte, der Abenteuerspielplatz Waslala, Senior*innen aus der Wohnungsgenossenschaft und weitere interessierte Menschen aus dem Kosmosviertel eingebunden. „Die Kinder und Lehrer waren richtig angetan von der Graffiti-Aktion“, berichtet Höhlig. „Die Kids hätten am liebsten monatelang weitergemacht.“ Doch es gab auch Vorbehalte gegen die bunte Sprayerei – kein Wunder, denn die allgegenwärtigen Graffiti-Tags im Stadtbild sind meist nur lieblos hingeschmiert und haben wenig zu erzählen. Vor allem einige Senior*innen aus dem Kosmosviertel wandten ein, dass die Bilder schon morgen wieder übermalt sein werden. „In anderen Vierteln Berlins gehen die Leute aufgeschlossener mit Graffiti um“, so die Erfahrung des Workshopleiters. Doch er hat auch erlebt, dass zum Schluss der Aktion der eine oder andere der Senior*innen seine Meinung geändert hatte und vom Ergebnis überzeugt war. Hannes Höhlig zumindest hat unter den Jugendlichen gleich mehrere Talente entdeckt. „Die waren richtig gut für ihr Alter“, lobt er. „Und in einem schlummert auf jeden Fall ein Künstler!“ 

Die Spray-Aktion gehört zum Teilprojekt „Farbraum“, das im kommenden Frühjahr fortgesetzt wird. Sobald es wärmer wird, soll die Gestaltung einer kahlen Brandwand in der Schönefelder Chaussee in Angriff genommen werden – ab sofort werden kreative Ideen dafür gesammelt. 

 

 

 

alle Fotos: Hannes Höhlig