Mobile Jugendarbeit im Kosmosviertel: Outreach

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Mobile Jugendarbeit – dafür steht in vielen Berliner Bezirken tätig der Träger Outreach. Der hat nun auf einem alten Parkplatz an der Venusstraße einen Bauwagen aufgestellt. Was sich dahinter verbirgt und was Outreach im Kosmosviertel so macht, dazu trafen wir uns zu einem Gespräch mit dem örtlichen Team.

Outreach.Berlin ist ein Träger der Jugendhilfe, der schon sehr lange im Kosmosviertel Altglienicke aktiv ist. Schwerpunkt ist dabei die aufsuchende Jugendarbeit. Dieses gestaltet sich neben regelmäßigen Gruppenangeboten in der Jugendfreizeiteinrichtung Base24 an der Ortolfstraße 184 dadurch, dass man viel mobil rausgeht und Kontakt zu Jugendlichen im Viertel sucht.

Dabei bietet Outreach allerlei niedrigschwellige Freizeit- und Sportangebote wie etwa Fußball oder Kochen, aber auch Hilfestellungen im persönlichen Alltag. Dies nennt sich Einzelfallbegleitung. Jugendlichen wird geholfen bei Stress mit Familienangehörigen oder Freunden, Konflikten mit der Polizei oder beim Aufsetzen von Schreiben, etwa für Bewerbungen und Behörden. Für Probleme rund um Schule wie auch Schuldistanz, Ausbildung, Beruf, Familie, Drogenmissbrauch, Schulden oder drohende Wohnungslosigkeit sei man für Jugendliche ein Ansprechpartner. Das alles geschieht bei Outreach auch auf Basis einer guten Netzwerkarbeit mit anderen Akteuren im Kiez, die in ihrer Arbeit ebenso Jugendlichen hilfreich zur Seite stehen, so wie beispielweise Gangway e.V., Manege gGmbH und WeTeK Berlin gGmbH, aber auch die Jugendfreizeiteinrichtungen im Kiez. Grundlage ist in der Arbeit von Outreach bei allem der Bedarf der Jugendlichen. Alles sei freiwillig.

Outreach im Kosmosviertel ist ein Team aus drei Hauptamtlichen. Francesco und Aaron sind dabei vor Ort mit einer jeweils zu 75 Prozent finanzierten Stelle, Susan mit einer halben Stelle. Sie macht zwei Tage die Woche auch eine spezielle Mädchenarbeit. Im Wesentlichen ist das Team montags bis donnerstags von 13 bis 20 Uhr im Einsatz. Das alles wird aber recht flexibel nach Bedarf gestaltet. Anders wäre Straßensozialarbeit auch nicht denkbar. Daneben umfasse die Tätigkeit des Teams allerlei Büroarbeit, etwa Berichte zu schreiben oder sich um Anschaffungen sowie Finanzierungen von Einzelprojekten zu kümmern. Zu beachten bei der mobilen Jugendarbeit sei immer, keinen Parallelbetrieb zur Arbeit in der Jugendfreizeiteinrichtung selber zu bieten. Leider sei das Geld für die mobile Jugendarbeit regelmäßig knapp. Einige Gelder beziehe man über den Demokratiefonds für Jugendliche für selbständige Aktionen. Das Beantragen sei immer recht bürokratisch. In allem, was man mache, haben Kooperationen mit anderen Trägern eine große Bedeutung.

Seit wenigen Wochen gibt es bei Outreach im Kosmosviertel ein neues Projekt. Man hat einen ausrangierten Bauwagen beschaffen können, der auf dem alten Parkplatz Venusstraße Ecke Ortolfstraße (bekannt als Telekom-Grundstück) Platz gefunden hat. Es soll ein Bauwagen von und für Jugendliche sein, die hier sich selbstverwaltet treffen und beschäftigen können. Die Gestaltung soll ihnen obliegen. Auch für das Gelände ringsherum gilt das. Denkbar sei, hier weitere Sitzmöglichkeiten und eine kleine Skateanlage zu schaffen.

Hintergrund ist, dass es im Kosmosviertel eine Reihe von Jugendlichen gibt, die nicht unbedingt in die Jugendfreizeiteinrichtung an der Ortolfstraße gehen und sich im Bereich des Grünzuges getroffen haben. Eigentlich war in Überlegung, bei dessen Neugestaltung auch etwas an Raum für die Jugendlichen dort zu schaffen, was aber nicht so umgesetzt wurde. Hin und wieder gab es beim Treffen im Grünzug Stress mit der älteren  Anwohnerschaft, wenn es doch mal etwas lauter wurde. Man will dem entgegenwirken, dass Jugendliche verdrängt werden bei dem Bedürfnis, sich ungezwungen treffen zu können. Dies alles am liebsten autonom, ohne pädagogische Fachkräfte, dabei auch immer mit dem Risiko verbunden, dass in einem solchen Freiraum Jugendlicher Sachen passieren, die von der Erwachsenenwelt nicht gewünscht sind. Outreach bietet in seiner mobilen Jugendarbeit mit dem neuen Bauwagen ein Angebot, das von ihnen lediglich dahingehend begleitet wird, dass alles in gute Bahnen läuft, aber ansonsten bestimmen die Jugendlichen selber, was bei ihnen passiert.

Nach Prüfung mehrerer Möglichkeiten sei der Standort Venusstraße Ecke Ortolfstraße für den Bauwagen bewusst gewählt, da hier am Rande des Kosmosviertels möglichst wenig Konflikte mit anliegender Wohnbebauung zu erwarten seien. Wenn die Temperaturen wieder etwas wärmer werden, soll es dort richtig losgehen. Ein Startgrillen ist angedacht. Gemeinsam mit den Jugendlichen, die sich dort treffen werden, würde dann auch die Frage der Einrichtung begleitend angegangen werden.

Jenseits dieses Ortes eines selbstbestimmten Miteinanders im Bauwagen bietet Outreach aber noch mehr. So werden vom Outreach-Team in Zusammenarbeit mit anderen Trägern Reisen durchgeführt, damit die Jugendlichen mal mit Gleichaltrigen aus dem Kiez herauskommen. So geht es nach Frankreich, auch eine Reise nach Schottland im Austausch mit dortigen Eisengießern sei geplant. Hinzu kommt ein Ostsee-Camp im Sommer. Alles in der Regel für eine Woche. Eine finanzielle Eigenbeteiligung der Jugendlichen ist erforderlich, ansonsten wird geschaut, über Fördertöpfe wie Erasmus Plus die Kosten möglichst minimal zu halten. Daneben finden gemeinsame Kurzfahrten zum Weihnachtsmarkt im Berliner Stadtzentrum oder etwas weitere Ausflüge wie zum Heidepark Soltau statt.

Es gibt von Outreach begleitet allerlei regelmäßige Angebote. Für sportliche Aktivitäten nutzt man nebenan bei Cabuwazi einmal die Woche die Rhönradhalle. Daneben hat Outreach auch regelmäßig eine Honorarkraft, die Workshops im kreativen Bereich wie Textilaufdruck oder Töpfern anbietet. Beliebt sei, einmal wöchentlich in den Räumen der Jugendfreizeiteinrichtung Base24 gemeinsam zu kochen und dann anschließend zu essen. Hierzu unterhält Outreach eine Kooperation mit dem Edeka-Center an der Siriusstraße, das für das Kochen Lebensmittel zur Verfügung stellt, die nur noch 1, 2, 3 Tage haltbar seien. Dabei stünde beim Kochen auch die Frage gesunder und nachhaltiger Ernährung im Mittelpunkt. Beliebt seien auch Angebote in Thai-Boxen sowie Graffiti. Man sei gerade dabei, eine neue Graffitiwand zu schaffen, wo legal gesprüht werden kann. Daneben fänden auch Gespräche mit der Stromnetz Berlin statt, um bislang nur mit „Tags“ versehenen Stromkästen mit Graffitibildern ansehnlich zu besprühen. In alledem wird mit den Jugendlichen besprochen, was sie für Angebote wünschen und dann daran gearbeitet, gemeinsam Lösungen zu schaffen.

Foto: Joachim Schmidt
Foto: Outreach
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