Ein Ausflug in Bildern von Sächsischer Schweiz bis Beirut

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Für den 21. März hatten Mohamad und Uwe mit Unterstützung des Quartiersmanagements Kosmosviertel zu einem Bilderabend Sächsische Schweiz und Beirut in den Kiezladen WaMa eingeladen.

Fast 6.000 Menschen wohnen im Kosmosviertel, die eine unterschiedliche Herkunft verbindet. Mancher ist in Berlin, teils hier in der Region aufgewachsen, andere sind aus anderen Teilen Deutschlands gekommen, einige wiederum haben einen Migrationshintergrund aus ferneren Ländern. In den Wohnhäusern kommen verschiedene Biographien zusammen und leben miteinander. Daraus vielleicht mal eine Veranstaltungsreihe zu machen, welche die individuelle Herkunft näher bringt und Menschen im gegenseitigen Austausch noch stärker nachbarschaftlich zusammenführt, entstand in den letzten Monaten.

Uwe und Mohamad wohnen im Kosmosviertel in unmittelbarer Nachbarschaft. Uwe ist schon länger im Quartiersrat aktiv, zählt zu den Erstbeziehern des Kosmosviertels. Ursprünglich stammt er aus der Sächsischen Schweiz. Nach der Armeezeit kam er 1977 mit dem Studium nach Berlin, besucht aber immer noch gerne seine alte Heimat. Mohamad war vor sechs Jahren aus Beirut, der Hauptstadt des Libanon, nach Deutschland geflüchtet und hat in diesem Altglienicker Wohngebiet eine neue Heimstätte gefunden. Beide sind sich bei den interkulturellen Veranstaltungen im Kiezladen WaMa begegnet und ins Gespräch gekommen. Daraus wurde geboren, einen Bilderabend zu machen, in dem jeder etwas über die Region erzählt, in welcher er aufgewachsen ist. Das Quartiersmanagement half bei der Umsetzung.

Von Lohmen in den Nationalpark Sächsische Schweiz

Den Anfang machte Uwe. Eine Karte zeigt, wo die Reise hingeht, in die nahe Tschechien gelegene Sächsische Schweiz mit ihrem markanten Elbsandsteingebirge und allerlei Burganlagen. Das ursprünglich von Slawen besiedelte Gebiet kam erst im 15. Jahrhundert unter sächsische Herrschaft. Inmitten dieser Felsenlandschaft entwickelten sich in den Ortschaften sehr verschiedene sächsische Dialekte, die bis heute sich unterscheiden. Rasch geht der Weg nach Lohmen, dem Heimatort von Uwe, welcher den Beinamen „Tor zur Sächsischen Schweiz“ trägt. Durch die 3.100-Menschen-Gemeinde kommt man unweigerlich durch, wenn man von der Kreisstadt Pirna zur Bastei und zum Nationalpark Sächsische Schweiz möchte. Mit Bildern bringt uns Uwe auf Lohmener Gebiet die Felsenformation Bastei mit ihrer Aussichtsplattform in Richtung Elbtal, die mittelalterliche Ruine der Felsenburg Neurathen, die Lohmener Klamm im Wesenitztal sowie die ehemalige Lochmühle mit dem Richard-Wagner-Denkmal nahe. Hier hatte der Komponist 1846 Teile seiner Oper Lohengrin geschrieben. Auch die 1292 erstmals erwähnte evangelisch-lutherische Kirche von Lohmen findet Erwähnung, die in barocker Ausführung als eine der schönsten Dorfkirchen Sachsens gilt.
Flugs geht es auf einer Bilderreise durch Bergschluchten mit „Schwedenlöchern“ und allerlei sehenswerten Formationen durch den Nationalpark. Wir sehen die populäre Felsenbühne Rathen, erfahren mehr über sehenswerte Punkte wie den Lilienstein, den Rauenstein, den Kuhstall und die Festung Königsstein. Auch eine Überlandstraßenbahn, die seit 1898 verkehrende Kirnitzschtalbahn, die mit recht historischen Waggons acht Kilometer vom Kurpark Bad Schandau zum Lichtenhainer Wasserfall führt, kommt nicht zu kurz.

Interessantes über den Libanon

Im Anschluss macht die Wanderung einen größeren Sprung. Daniel Fritz vom Quartiersmanagement gibt eine kurze Einführung in Geschichte und politische Entwicklung des Libanon, einen Staat, der nach einer langen Phase Osmanisches Reich und zwischenzeitlich ab 1920 französisches Völkerbundmandat erst 1943 seine Unabhängigkeit bekam. 18 verschiedene Religionsgemeinschaften leben hier. Christen verschiedenster Konfession, muslimische Sunniten und muslimische Schiiten sind zu jeweils etwa fast einem Drittel vertreten. Daneben gibt es etwa sieben Prozent Drusen, eine aus dem Schiitentum abgespaltene eigenständige Religion. Die Staatsspitze der Republik ist als Kompromiss aus vorhergehenden Bürgerkriegen seit 1989 so verteilt, dass der Staatspräsident immer ein Christ, der Parlamentspräsident ein Schiite, der Regierungschef ein Sunnite und der Armeechef ebenfalls Christ sein müssen. Auch das Parlament ist so aufgeteilt, dass die eine Hälfte christliche und die andere Hälfte muslimische bzw. drusische Abgeordnete mit jeweils noch darunter festgelegter Konfessionsaufteilung zu sein haben. Seit Gründung des Staats Israels 1948 befindet man sich mit diesem im Kriegszustand, was immer wieder zu Kampfhandlungen insbesondere im Grenzgebiet führte. Seit 1970 wird der Libanon mit wechselnder Intensität von Bürgerkriegen erschüttert, die viel Zerstörung in das Land brachten und auch über eine Million Libanesen außerhalb des Landes flüchten ließ. Nach Gründung des Staates Israels seien auch Hunderttausende Palästinenser in den Libanon geflüchtet, aus denen heraus die erste Bürgerkriegsmiliz entstand. Andere Milizen werden von anderen Staaten aus gestützt. Ab 2011 fanden anderthalb Millionen geflüchtete Syrer im Libanon Aufnahme, einem Land mit insgesamt 5,5 Millionen Einwohner, was zu weiteren Spannungsverhältnissen führte. Der Libanon hat heute von allen Staaten der Welt den höchsten Anteil von Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung.

Vom Libanon in den Raum Beirut

Mohamad zeigt nach dieser Einführung Bilder vom Libanon und seiner Heimatstadt Beirut. Die 2,3-Millionen-Menschen-Metropole galt bis zu den ersten Bürgerkriegen zwischen 1970 und 1990 als „Paris des Orients“ und war auch touristisch stark frequentiert. Durch Anschläge und Luftangriffe wurden jedoch weite Teile der Stadt zerstört. Zu sehen sind viele reizvolle Bilder, die zeigen, dass dieses Land eigentlich viel Potential hat. Es gibt aus der Antike Tempelanlagen der Phönizier und Römer sowie mittelalterliche Kirchen. Während allgemein mediterranes Klima vorherrscht, ist in den Gebirgen im Winter viel Schnee vorhanden, so dass sich dort ausgebaute Skipisten finden. Zwanzig Kilometer nördlich von Beirut ist die Jeita-Grotte, ein Gebiet von kilometerlangen Tropfsteinhöhlen. Diese sind auch touristisch erschlossen erreichbar über eine Seilbahn. Der Blick fällt auf den sehenswerten Hafen von Beirut, der im Jahr 2020 durch eine Explosion mit vielen Toten und Verletzten stark zerstört wurde. Es werden Bilder gegenübergestellt von Beirut früher als eine schöne Metropole mit vielen sehenswerten Straßen und Gebäuden, zum Mittelmeer hin allerlei Hotelbauten, sowie anderseits die Stadt im Krieg mit zerbombten Häusern und Schützengräben. Daneben gibt es Fotos aus Phasen des Wiederaufbaus in zwischenzeitlich friedlicheren Phasen. Am Ende leuchtet nach einem Neubau in Beirut einer aus dem Kosmosviertel auf. Mohamad und Uwe zeigen, wo sie nun zuhause sind. Für die beiden Vortragenden gibt es Applaus. Es können Fragen gestellt werden, was einige im Publikum auch nutzen.

Im Anschluss ruft Daniel Fritz vom Quartiersmanagement dazu auf, dass dieses ein erster Auftakt gewesen sei und gerne auch andere sich ermuntert fühlen sollen, in ähnlicher Weise Bilder von ihren Regionen zu zeigen. Erste Interessensbekundungen für künftige Bilderabende gehen auch ein. Weitere können sich gerne beim QM-Büro melden.

Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
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Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
Foto: Joachim Schmidt
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