28 Alltagsexperten für das Kosmosviertel

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Am 30. November traf sich der neue Quartiersrat des Kosmosviertels das erste Mal. Die 28 frisch gebackenen Kiezvertreter*innen konnten einander kennenlernen und sich darüber informieren, welche Aufgaben in den kommenden (mindestens) zwei Jahren auf sie zukommen.

Das Quartiersmanagement wäre nichts ohne die Beteiligung der Bewohner*innen. „Wir wollen hier was verbessern, und dazu brauchen wir Ihre Unterstützung“, erklärte Ralf Hirsch von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Schließlich wissen die Leute, die im Viertel leben, arbeiten und sich engagieren, am besten, was der Stadtteil konkret braucht und wie man den Kiez voranbringt.
Dafür gibt es in jedem Quartiersmanagementgebiet ein Expertengremium und ehrenamtliches Parlament: den Quartiersrat. Im Kosmosviertel besteht er aus 20 Anwohner*innen und 8 Vertreter*innen von Schulen, Kinder- und Jugend- und Senioreneinrichtungen, Gewerbetreibenden und Vermietern.

Was braucht das Kosmosviertel?

„Wir werden uns zusammensetzen und diskutieren: Was sollen wir hier machen?“, erklärt Quartiersmanager Daniel Fritz. Der Quartiersrat berät die Verwaltung, wo Fördermittel eingesetzt werden sollten. Dazu wird zunächst das sogenannte Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept (kurz: IHEK) erarbeitet. „Das ist der Masterplan für das Quartier, den wir gemeinsam beschließen“, erläutert Daniel Fritz. „Dazu gehört eine Liste mit Maßnahmen, was unbedingt passieren muss“, ergänzt Quartiersmanagerin Marieke Piepenburg. Das könnte die Renovierung eines Spielplatzes, die Instandsetzung der Grundschule oder auch ein Streetworker-Einsatz sein. „Wir können nicht alles auf einmal machen“, sagt Ralf Hirsch, „deshalb brauchen wir Ihren Rat, was wir zuerst machen müssen.“ Eine Aufgabe der Quartiersrät*innen ist es deshalb auch, „Augen und Ohren offen zu halten“, so Marieke Piepenburg, um zu erfahren, was die Nachbar*innen wollen.
Auch über die konkreten Projekte wird der Quartiersrat abstimmen. Die letzte Entscheidung, was aus dem Programm Soziale Stadt gefördert wird, müssen aber die Senatsverwaltung und das Bezirksamt treffen. Philipp Hinz ist der regionale Koordinator im Bezirksamt Treptow-Köpenick, Abteilung Stadtplanung und verwaltet dort die Fördermittel. „Der Quartiersrat hat eine beratende Funktion“, erklärt Marieke Piepenburg. Man ist aber immer um Konsens bemüht, Zweifel sollen Ernst genommen werden. Der langjährige Quartiersmanagement-Koordinator Ralf Hirsch berichtet: „Ich habe nur ganz wenige Fälle erlebt, wo wir keine gemeinsame Lösung gefunden haben.“

Eingreifen, bevor es "schlimm" wird

„Mit der Einführung des Quartiersmanagements habe ich zum ersten Mal davon gehört, dass das hier eine Problemviertel ist“, sagte einer der neuen Quartiersräte. „So schlimm habe ich das hier nie wahrgenommen.“ Ines Schilling vom Bezirksamt Treptow-Köpenick berichtet von den Defiziten, die hier festgestellt wurden: „Das schafft der Bezirk mit seinen normalen Mitteln nicht. Deshalb bin ich total glücklich, dass wir hier ein Fördergebiet geworden sind.“ Ralf Hirsch fügt hinzu: „Quartiersmanagement heißt nicht, dass es ein sozialer Brennpunkt ist. Hier wollen wir, dass es gar nicht erst schlimm wird.“
Schon am 14. Dezember trifft sich der Quartiersrat zum zweiten Mal. An diesem Tag will er  unter anderem eine Geschäftsordnung festlegen und seine Sprecher*innen wählen.

Foto: Jens Sethmann